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Das Kreuz mit dem Kreuz

Fast jeder hat diesen Schmerz schon einmal gespürt. Entweder macht er sich als Ziehen oder als Stechen im Kreuz bemerkbar. Oft verschwinden die Beschwerden wieder nach kurzer Zeit. Doch die Hälfte der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern berichtet mittlerweile über andauernde oder wiederkehrende Rückenschmerzen. 22 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer leiden sogar unter chronischen Rückenschmerzen. Das ergab der zweite wissenschaftlich fundierte telefonische Gesundheitssurvey des Robert Koch Instituts. Andauernde Rückenschmerzen sind neben Herzerkrankungen der häufigste Grund für Krankmeldungen, Erwerbsunfähigkeit und Frühverrentung. Die Hauptursache dafür ist das stundenlange Sitzen am Schreibtisch, vor dem Fernseher und vor dem PC – darin sind sich Experten einig.

Fast 20 Millionen Deutsche verbringen ihren Arbeitsalltag im Büro am Schreibtisch. Während früher der häufige Gang zum Aktenschrank oder das Gespräch mit Kollegen im Nebenzimmer noch für etwas Bewegung sorgte, verbringt man heute 80 Prozent seiner gesamten Arbeitszeit zusammengekauert am Schreibtisch. Im digitalen Zeitalter bewegt sich fast nur noch der Zeigefinger. Per Mausclick werden die Informationen weitergeleitet, Mails versandt und selbst Bankgeschäfte getätigt. „Ein gesunder Rücken will aber vor allem eines: Bewegung. Und zwar mindestens eine Stunde am Tag“, erklärt Dr. med. Christian Larsen, Gründer des Med Centers in Zürich. Kein Wunder also, dass die häufigste Ursache für Rückenbeschwerden fast immer ein Gemisch aus Bewegungs-, aber auch Kraftmangel sind“, erklärt Dr. med. Larsen. In seiner Züricher ambulanten Privatklinik behandelt der Allgemeinmediziner jeden Tag Rückenpatienten. „Nur fünf Prozent aller Rückenprobleme sind auf Bandscheibenvorfälle zurückzuführen, „dagegen leiden 80 Prozent unter unspezifischen Rückenschmerzen“, erklärt Larsen, der sich seit 30 Jahren mit der Kunst und der Wissenschaft menschlicher Bewegung beschäftigt. Mit Abstand am häufigsten werde dabei über Beschwerden in der Lendenwirbelsäule geklagt, einer der schmerzanfälligsten Körperregionen“ weiß der 55jährige aus Erfahrung. Ursache hierfür sei in vielen Fällen die Überbeweglichkeit im Kreuz, also der unteren Lendenwirbelsäule, bedingt wiederum durch die mangelnde Bewegung im Brustwirbelbereich, so der Mediziner. Die mangelnde Beweglichkeit der Brustwirbelsäule versucht der Körper durch die Hyperbeweglichkeit der Lendenwirbelsäule auszugleichen.

Anfang vom Elend: Die Brustwirbelsäule

Bei vielen Menschen ist die Brustwirbelsäule steif, da im Auto und auch im Büro im Allgemeinen raumgreifende Übungen total fehl am Platz sind. Wir bewegen uns sehr eingeschränkt, wie Zinnsoldaten. „Die durchschnittliche Wirbelsäule hat mindestens 50 Prozent ihrer Beweglichkeit verloren“, weiß Dr. med. Larsen, der in den letzten Jahren rund 6000 Wirbelsäulen vermessen hat. Die Messung sei computerinstrumentiert erfolgt und somit abgesichert. Das Fazit für die Therapie: Intelligente Bewegung findet immer in allen drei Ebenen statt: Die Wirbelsäule kann sich nicht nur nach vorn und hinten biegen, sondern auch zur Seite neigen und drehen. Bei Tänzerinnen ist diese dreidimensionale Beweglichkeit gut zu erkennen. Während die Wirbelform der Brustwirbelsäule wie zum Drehen geschaffen ist, sorgen die massiven Gelenkfortsätze der Lendenwirbelsäule jedoch für wenig Drehmöglichkeit. Ihre Stärken sind Beuge-Streckbewegungen und das Tragen von Lasten. Ihre Wirbel sorgen für Stabilität. Ganz anders sieht es in der Brustwirbelsäule aus: Die Gelenkflächen der grazilen Brustwirbel sind schuppenförmig angeordnet und können bei einer Drehung spiralförmig aneinander vorbei gleiten.

Wie ist es um Ihre Beweglichkeit bestellt? Machen Sie den Test!

Setzen Sie sich auf einen Hocker, am besten auf die vordere Hälfte der Sitzfläche. Oberkörper und Oberschenkel befinden sich im rechten Winkel, ebenso Ober- und Unterschenkel. Denn so bleibt das Becken stabil. Die Beine sind parallel aufgestellt: Öffnen Sie die Arme in die Waagerechte und drehen Sie den Oberkörper zuerst nach rechts und dann nach links. Können Sie beide Seiten gleich gut nach hinten drehen. Die Brustwirbelsäule müsste mindestens 40 Grad rotieren können, so Dr. med. Larsen. Im Stand würde sich das Becken automatisch mitdrehen. Die Dreh-Beweglichkeit der Brustwirbelsäule kann so gemessen und in etwa festgestellt werden.

Falls Sie Ihre Brustwirbelsäule nicht so weit drehen können, trainieren Sie am besten die Beweglichkeit mit Übungen aus der Spiraldynamik, die mittlerweile selbst in vielen Lehrbüchern für Physiotheraputen eingegangen sind. Gemeinsam mit der französischen Physiotherapeutin Yolande Deswarte hat der Mediziner Larsen vor 25 Jahren dieses leicht erlernbares Konzept entwickelt, mit dem man Rückenbeschwerden gut selbst behandeln kann. Es basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten und Medizinern. Mit den leichten Übungen der Spiraldynamik kann man sich die richtigen und optimalen Bewegungsabläufe schnell aneignen. Probieren Sie es aus, damit Ihre Brustwirbel Wirbel für Wirbel wieder so regelmäßig beweglich wie die Glieder einer Fahrradkette werden und Ihr Kreuz stabil und belastbar.

Aktives Sitzen

Bringen Sie Bewegung in ihre Sitzhaltung. Verändern Sie regelmäßig Ihre Position. Stehen Sie so oft wie möglich auf. Mehr Bewegung am Arbeitsplatz erhöht übrigens die Motivation und Leistungsbereitschaft.

Gehen in Zeitlupentempo

Für den menschlichen Gang ist die Verschraubung von Rumpf und Becken selbstverständlich. Das unterscheidet uns vom Affen. Während wir einen Schritt tun, dreht sich der Oberkörper auf die eine Seite, das Becken auf die andere Seite. Diese Gegendrehung erzeugt viel Drehung, speziell in der Brustwirbelsäule. Dabei bewegt sich das Becken auf und ab. Für die Bandscheiben sind dies angenehme Massageeinheiten. Gönnen Sie ihnen diese Wohltat. Gehen Sie in Zeitlupentempo los. Lassen Sie die Arme mitpendeln. Und nehmen Sie die Verschraubung bewusst wahr. Achten sie darauf, dass beim Abstoß der untere Rücken lang bleibt und der Bauch nicht nach vorn gedrückt wird. Spannen Sie die Bauchmuskeln an. Ziel ist es, die federnde Energie im Kreuz anstelle harter unkontrollierter Schläge wahrzunehmen. Denn so förderlich Gehen oder Walken für die Rückengesundheit ist, auch Fehl- oder zu starke Druckbelastungen, beispielsweise beim Joggen können zu Rückenproblemen führen.

Muskeln im Sechser Pack

Wer unter Kreuzschmerzen leidet, hat meist eine schwache Bauchmuskulatur. Dehnen Sie zuerst die Lendenmuskulatur zuerst in die Länge, damit Sie sich entspannt. Legen Sie sich auf den Rücken. Heben Sie die Beine im Winkel von 90 Grad an. Oberschenkel sind senkrecht und Unterschenkel in der waagerechten. Spannen Sie die Bauch- und Beckenbodenmuskeln an und schieben Sie die Knie etwas nach oben Richtung Decke. Beim Anheben darauf achten, dass Bauchmuskulatur und Beckenboden in einem Impuls zusammenarbeiten. Der Kopf bleibt am Boden: Nackenmuskulatur und Schulter entspannen. Das ist eine kleine Bewegung, bei der die Bauchmuskeln Schwerstarbeit leisten.

Kraft aus der Mitte

Stützen Sie die Hände auf Schulterhöhe gegen eine Wand oder eine Tür. Heben Sie das linke Bein an und stellen Sie es einen Schritt nach vorn ohne Belastung. Verlagern Sie den Oberkörper diagonal nach vorn. Dabei verläuft die Körperlängsachse von der Ferse über die Rückseite des Beins, den Rücken entlang der Wirbelsäule bis zum Nacken und von dort zum Scheitel. Atmen Sie ruhig. Drücken Sie die Hände kräftig gegen die Wand und geben Sie die volle Kraft in das Standbein. Konzentrieren Sie sich dabei auf Ihr Kraftzentrum, Ihre Körpermitte. Der untere Rücken und der Beckenboden sind angespannt. Nehmen Sie dabei die Länge der Wirbelsäule, Stärke und Stabilität wahr. Verstärken Sie den Druck wenn möglich. Der untere Rücken bleibt lang und ohne Knick (Hohlkreuz). Halten Sie ihm einige Sekunden stand. Dann wechseln Sie die Seiten. 10 Mal wiederholen.

 

Charakterkunde: „Ich bin auch immer der andere“

Die Philosophin Ariadne von Schirach beschreibt in ihrem neuen Buch „Ich und Du und Müllers Kuh“ die emotionale Grundstruktur und den kommunikativen Stil von sechs menschlichen Charakteren. Dabei lernt man nicht nur, andere besser zu verstehen, sondern „kommt sich gelegentlich auch selber auf die Schliche“.

Inge Behrens: Wie sind Sie auf den Titel „Ich und Du und Müllers Kuh“ verfallen?

von Schirach: Man kann das Buch als Nachdenken über verschiedene Beziehungen verstehen, also den Umgang mit sich, dem Anderen und der Welt. Diese drei Ebenen spiegeln sich auch in diesem alten Abzählreim. „Ich und Du und Müllers Kuh; Müllers Esel der bist Du“. Wir sind alle mal bei uns, mal ganz anders und immer mal wieder: Müllers Kuh oder Esel.

IB: An wen richtet sich Ihr Buch und was ist die Intention Ihres Buches?

von Schirach: Jeder Mensch ist eine Gesellschaft, sagt Sigmund Freud. In der Charakterkunde geht es deshalb nicht darum, sich und andere in Schubladen zu stecken, sondern darum, den vielen widersprüchlichen Impulsen und Stimmen in sich Raum und Gestalt zu geben. Und dadurch letztlich nicht nur sich, sondern auch seine Mitmenschen besser zu verstehen.

IB: Warum haben Sie als studierte Philosophin ein psychologisches Buch über die sechs Hauptcharaktere geschrieben?

Ariadne von Schirach: „Erkenne dich selbst“ stand über dem Orakel von Delphi und war das Credo von Sokrates. Wenn wir die Welt, unsere Gesellschaft und unsere Mitmenschen verstehen wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen. Und dort finden wir immer das Gleiche. Widersprüche und Ambivalenzen, das vielstimmige Konzert unserer Lebendigkeit.

„Ich bin auch immer der andere“

 IB: Sie schreiben, dass Sie diese Charaktertypen als Gestalten, gewissermaßen als Figuren sehen. Können Sie bestimmte Filmfiguren oder bekannten Personen ihren sechs Typen zuordnen?

von Schirach: Dieser Versuchung würde ich, was die realen Vorbilder angeht, gerne widerstehen, obwohl man mit Donald Trump gerade einen Vollblutnarzissten in action beobachten kann. Aber blicken wir mal ins Fiktionale: Der einsame Wolf beispielsweise in Gestalt von Batman ist eher schizoid, gnadenlose Bürokraten wie Stromberg tragen zwanghafte Züge. Bei Sherlock Holmes ist Watson ein Depressiver, während Holmes ein Schizoider ist. Man könnte allerdings darüber sprechen, ob dieser nicht auf schon narzisstische Weise das Bild des unfehlbaren Detektives bedient. Obwohl es verführerisch ist, seine Mitmenschen zuzuordnen, sollte man sich bewusst sein, dass nur der Blick nach innen zu echtem Verständnis und damit auch zu mehr Toleranz und einem liebevolleren Umgang führt. Man selbst ist eben auch so einer. In jedem Menschen sind alle Strukturen angelegt, deshalb können wir uns tatsächlich verstehen. Jeder hat schon mal die Kontrolle verloren, tiefe Unsicherheit gespürt oder ist schon einmal strahlender Mittelpunkt von irgendwas gewesen, wie es der Hysteriker so kindisch einfordert, und jeder stand schon mal traurig im Abseits, wo sich der Depressive verordnen würde.

IB: Hinter allen Charakterformen stecke Leid, schreiben Sie in Ihrem Buch. Diese Einsicht sei die Voraussetzung, um sich mit Menschen zu solidarisieren und sie überhaupt verstehen zu wollen. Müssen wir uns auch mit Menschen, die wir unsympathisch finden, solidarisieren?

von Schirach: Wir Menschen wachsen am Widerstand, und finden oft erst über dem Umweg des Anderen zu uns selbst. Zudem ist meist das, worauf man besonders allergisch ist, etwas, das man über sich selbst nicht wissen will. Eigener menschlicher Fortschritt zeigt sich ebenfalls meist als wachsende Toleranz „schwierigen“ Mitmenschen gegenüber. Wenn einen nichts mehr stört, ist man angekommen. Bis zur nächsten Krise (lacht).

IB: Wann hört denn Ihr Verständnis für Menschen auf?

von Schirach: „Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd“. Auch dieser Satz beruht auf Selbsterkenntnis – nur wenn ich meine eigene Dunkelheit, also meine Gier, meine Eitelkeit, meine Bequemlichkeit und den ewigen Wunsch, etwas Besseres zu sein, anerkenne, verstehe ich den Anderen, anstatt ihn von oben herab zu beurteilen. Hier, in meiner eigenen Seele, werden auch die ersten und die wichtigsten Schlachten geschlagen, denn Verständnis bedeutet eben nicht Akzeptanz. Es gibt Dinge, die kann man verstehen, aber man darf sie nicht zulassen: weder bei sich noch bei Anderen.

„Verständnis bedeutet eben nicht Akzeptanz“

IB: Zu welchen der sechs Hauptcharaktere würden sie sich denn selber zählen?

von Schirach: Es ist mir wirklich gleichgültig, was andere von mir denken und doch will ich ihnen unbedingt gefallen. Bei mir trifft also schizoide Eigenständigkeit auf hysterische Aufmerksamkeitswünsche. So kann man sich wirklich gründlich im Weg stehen – bis man mal genauer hinschaut. Nur wer seine eigenen, oft eben widersprüchlichen Bedürfnisse kennt und zulässt, kann sie leben. Für mich bedeutet das, dass ich den Schizoiden in mir die Bücher schreiben lasse, den Hysteriker immer mal wieder auf die Bühne ins Rampenlicht schicke und ich dem in meinem Leben lange eher vernachlässigten depressiven, Zeit gebe, um mich für dessen Tugenden zu öffnen: Vertrauen haben, geschehen lassen, lieben lernen.

IB: Und wie geht man am besten mit Ihnen um?

von Schirach: Behandle den anderen stets so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

INFO: Ariadne von Schirach studierte Philosophie in München und Berlin. Sie arbeitet als freie Journalistin und Kritikerin und wurde als Autorin der Sachbuch-Bestseller „Der Tanz um die Lust“ und „Du sollst nicht funktionieren“ bekannt.

 

Die Philosophin Rebekka Reinhard im Gespräch

Bin ich schön?

Die Philosophin Rebekka Reinhard über das gängige Schönheitsideal, die Übermacht
der schönen Bilder und wie es gelingen kann, sich davon frei zu machen.
Und sie weiß, warum ein Museumsbesuch die beste Typberatung sein kann.

Inge Behrens: Frauen neigen dazu, ihr Aussehen auch gegen ihre innere Überzeugung mit den Photoshop-bearbeiteten Bildern junger Models und Schauspielerinnen zu vergleichen. Viele Frauen empfinden sich deshalb als hässlich. Wie können Frauen sich von dieser Übermacht der Bilder befreien?

Rebekka Reinhard: Wir sollten uns erst mal klar machen: Diese Bilder  transportieren keine wertneutrale Wirklichkeit, sondern basieren auf einer raffinierten Marketingstrategie, die uns dazu verführen soll, verstärkt in Kosmetika und Beauty-Behandlungen zu investieren. Die Schönheit einer Frau besteht nie nur in ihrem Äußeren, sondern in dem subtilen Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist. Wahre Schönheit ist nicht einfach die Summe irgendwelcher wohlproportionierter Einzelteile. Sie basiert entscheidend auf der Persönlichkeit ihrer Trägerin; sie zeigt sich in bestimmten Gesten oder Blicken einer realen Person, und nicht auf irgendwelchen Hochglanzfotos.

IB: Ein Körper oder ein Gesicht werden heute wie ein kostbarer  Besitz gehandelt. Wie sie schreiben, glauben viele Frauen an die Machbarkeit von Schönheit und betrachten sich damit selbst als ein verbesserungswürdiges Objekt. So manche Frau spricht ja nicht von ungefähr vom eigenen Marktwert. Wie wirken sich solche  Gedanken auf das Selbstwert-Gefühl aus?

Rebekka Reinhard: Eindeutig negativ! Heute gilt Schönheit nicht mehr als  Geschenk der Natur, sondern als Leistung. So nach dem Motto: Wer zeigt, was er  hat, zeigt, was er kann. Das ist fatal. Die übertriebene Beschäftigung mit dem eignen Körper führt ja nur dazu, dass man immer neue Makel entdeckt und immer unzufriedener mit sich wird. Man glaubt, man könne nur dann wirklich glücklich sein, wenn man perfekt wäre. Darüber vergisst man allerdings schnell: Ein glückliches, schönes Leben ist eine Frage der Einstellung, und nicht eineFrage  des Idealgewichts.

IB: Sie sagen; wer sich ständig im Spiegel betrachtet, erhält nur ein unvollständiges Bild seiner eigenen Person. Spiegel seien ziemlich blind. Sollten wir alle Spiegel verhängen oder aus den Umkleidekabinen verbannen?

„Ein glückliches, schönes Leben ist eine Frage der
Einstellung, und nicht eine Frage des Idealgewichts.“

Rebekka Reinhard: Eine Welt ohne Spiegel, das ist eine lustige Vorstellung! Das Problem mit Spiegeln ist, dass sie uns nur immer die Makel zeigen, womöglich einen Pickel auf der Nase; aber nie das, was wir sind: Menschen mit ganz besonderen unverwechselbaren inneren Qualitäten. Daher sind Spiegel auch nicht die besten Moderatgeber. Mein Tipp wäre, mal einen Gang durchs Museum zu wagen und sich von den großartigen Frauen der bildenden Kunst inspirieren zu lassen. Das ist eine wirklich lohnende ‚Typberatung‘!

IB: An welche Frauen der bildenden Kunst denken Sie denn da?

Rebekka Reinhard: ….die Rubensfrauen, Frauendarstellungen von Watteau oder Franz von Stuck –  grundsätzlich alle, die nicht in das Klumsche Beuteschema fallen…

IB: Was macht denn nun eine Frau schön?

Rebekka Reinhard: Ihr Innenleben, das im Laufe der Zeit immer mehr durch die  Oberfläche hindurchscheint. Für mich sind Eros und Charisma Schönheitssignale,  die erst bei reiferen Frauen so richtig zur Geltung kommen. Erst wenn man wirklich viel erlebt, geliebt und erlitten hat, wenn man sich selbst und die Wirren des Lebens so richtig kennengelernt hat, kommt diese spezielle weibliche Ausstrahlung zustande. Eine Frau wird nicht dadurch schön, dass sie ihre Falten in Schach hält – sie wird schön, indem sie Mut zum Leben beweist und auch mal ordentlich auf den Putz haut. 

IB: In Ihrem Buch hinterfragen Sie den derzeit geltenden Klummschen Schönheits-Begriff der westlichen Welt und erklären, dass Frauen, die sich ihrer Schönheit allzu sehr bewusst sind, eigentlich nicht schön sein können. Es fehle diesen Frauen die Nonchalance und die Selbstvergessenheit, um anmutig und graziös zu sein.

Rebekka Reinhard: Die leistungsorientierte, kalkulierte Schönheit hat immer etwas Starres, Verbissenes an sich. Sie ist mehr Rüstung als Zauber. Anmut dagegen entsteht aus Selbstvergessenheit. Das hat nichts mit mangelndem  Selbstwertgefühl zu tun – im Gegenteil. Nur eine wirklich selbstbewusste Frau hat die Größe, sich auch mal ab und zu selbst zu vergessen, indem sie sich mit  Dingen beschäftigt, die wesentlich interessanter sind als die Dellen auf ihren Oberschenkeln und die sie innerlich bereichern. Wie Lesen, Musikhören, Meditieren und andere kontemplative Tätigkeiten, die der Schönheit der Seele sehr zuträglich sind.

 

 

Chronische Schmerzen überwinden

Beim chronischen Schmerzsyndrom ist es für Patienten schwer, ärztlichen Rat zu finden. Dr. Dominik Irnich blickt bei der Behandlung dieser komplexen Krankheit auf den ganzen Menschen.

Zwei bis drei Millionen Menschen leiden hierzulande am chronischen Schmerzsyndrom, einer eigenständigen Erkrankung, die sich vom ursprünglichen Schmerzereignis abgekoppelt und verselbstständigt hat. Für das Gesundheitsmagazin natürlich gesund und munter sprach die Gesundheits-Journalistin Inge Behrens mit dem erfahrenen Schmerztherapeuten, der sich für ein humanistisches und ganzheitliches Verständnis chronischer Schmerzen einsetzt.

Wann sprechen Sie und Ihre Kollegen von einem chronischen Schmerzsyndrom?

Dr. Irnich: Wenn der Schmerz auf körperlicher Ebene nicht beseitigt werden kann und zu massiven Einschränkungen führt, sodass er Eingang in Beruf, Freizeit und Beziehungen gehalten hat; wenn also die Schmerzen überhand gegenüber dem täglichen Leben nehmen. Menschen, die ihre Schmerzen ohne Alltagseinschränkung im Griff haben, etwa Rheumatiker,
zählen nicht zu den chronischen Schmerzpatienten.

Viele Patienten mit chronischen Schmerzen finden keine adäquate ärztliche Unterstützung. Woran liegt das?                                                                                                                                             

Dr. Irnich: Viele Ärzte betrachten Schmerz monokausal als ein rein biologisches Problem, das man auch nur biologisch behandeln kann. Es erfordert jedoch ein komplexes Denken und Verständnis, das wiederum viel Zeit und Arbeit beansprucht. Und dafür sind die gesundheits- und sozioökonomischen Rahmenbedingungen nicht gegeben.

In Ihrem Buch „Den Rücken heilen“ (Irisiana Verlag) berichten Sie von einem Schmerz-patienten, der erfolglos zahlreiche Ärzte konsultierte und sich fünf Kernspintomografien und einer OP unterzog. Was hätten die Ärzte tun müssen, um der Chronifizierung des Schmerzes vorzubeugen?                                                                          

Dr. Irnich: Bei akuten Schmerzen muss der Arzt gemäß der nationalen Versorgungsleitlinie klären, ob es eine eindeutige körperliche Ursache gibt, die beseitigt werden kann. Er muss ausschließen, ob ein Wirbelbruch, Rückenmarkmetastasen oder etwa ein echter Bandscheibenvorfall mit Lähmung vorliegt. Um das festzustellen, ist eine Befragung und körperliche Untersuchung meist völlig ausreichend. Dazu gehört auch, sich als Arzt ein umfassendes Bild über die psychosoziale Belastungssituation zu machen. Ein Patient mit akuten Schmerzen, der Angst um seinen Arbeitsplatz hat, eine starke Wut in sich trägt oder erschöpft ist, kann leichter an einem chronischen Schmerzsyndrom erkranken. In dem von Ihnen genannten Fall hat sich kein Arzt Zeit für den Menschen genommen, stattdessen wurde radiologische Diagnostik betrieben. Die braucht man jedoch nur, wenn man einen konkreten
Verdacht hat. In 95 Prozent der Fälle sind Rückenschmerzen aber unspezifisch und können nicht auf eindeutige Ursachen zurückgeführt werden. Das heißt, es sind Funktionen gestört, was auch sehr weh tun kann. Aber die Gerätemedizin hilft da bei der Diagnostik nicht.

Welche Bedeutung bei der Chronifizierung von Schmerzen haben Emotionen und seelische Probleme?

Dr. Irnich: Seelische Probleme spielen eine Rolle. Doch ist es wichtig zu verstehen, dass chronischer Schmerz nicht rein psychisch ist. Selbst ein heftiger Seelenschmerz kann zu Funktionsstörungen des Körpers führen und irgendwann sogar seine Struktur verändern. Am Schluss setzt sich der Schmerz immer dorthin, wo der geringste Widerstand ist. Daher kann sich ein chronisches Schmerzsyndrom auch überall im Körper entwickeln. Eine meiner Patientinnen beispielsweise leidet an einem chronischen Gesichtsschmerz. Angefangen hat das, als sie vor zehn Jahren eiskaltes Wasser getrunken hat, was kurz stärkste Zahnschmerzen verursacht hat. Als emotionale Belastungen und Verspannungen hinzukamen, hat sich der Körper beim Zähnepressen an diesen Schmerz erinnert und sich so einen Weg gebahnt, hin zum chronischen
Schmerz. Hat sich der Schmerz einmal den schnellen Zugang ins Gehirn und damit ins Bewusstsein gebahnt, werden über diesen Schmerzweg eben auch persönliche Konflikte,
Emotionen, Belastungen und Überlastungen ausgedrückt.

Gibt es bestimmte Risikofaktoren, die eine Chronifizierung von Schmerzen begünstigen?

Dr. Irnich:Einstellungen und Emotionen wie rigides Durchhalten oder Katastrophisieren und belastende oder unverarbeitete Gefühle wie Ärger, Zorn, Groll können die Muskelspannung erhöhen und das Nervensystem sensibilisieren, was Schmerzen verstärkt. Doch erst das individuelle Zusammenspiel somatischer und psychosozialer Faktoren im biografischen Kontext führt zu einer chronischen Schmerzerkrankung. Innerhalb des Multimodalen Schmerzprogramms arbeiten verschiedene Berufsgruppen fachübergreifend zusammen.

Ist es wichtig zu wissen, welches akute Schmerzereignis dem Schmerzsyndrom vorausging?

Dr. Irnich: Für den Therapieverlauf ist es nicht mehr relevant, ob ein Patient an Ganzkörperschmerzen, Rücken- oder Hüftschmerzen leidet. In der multimodalen Schmerztherapie geht es darum, Lösungen zu finden. So können die Patienten die Selbstregulation und das körpereigene Schmerzhemmsystem trainieren und Strategien entwickeln, um den Schmerz zu überwinden. Dazu werden sie vier Wochen lang
naturheilkundlich, mit Akupunktur, physiotherapeutisch, psychosomatisch, aber auch konventionell, also medikamentös behandelt. Wichtig ist dabei, dass die Patienten motiviert
sind und dass alle Ärzte und Therapeuten gemeinsam an

Die Lust an freier Bewegung

 

Möchten Sie aus Ihrem alten Leben auch ab und zu ausbrechen und mal etwas ganz Anderes machen und Neues erleben? Der Kurs „Movement unknown“ bietet genau das. Man lernt dabei, sich zu guter Musik, wieder frei zu bewegen. Eine spannende Selbsterfahrung, die zufrieden macht und Selbstvertrauen schenkt.

Ein merkwürdiger Tanz ist das! Die Bewegungen, die die fünf Frauen zu rhythmischer Musik machen, sehen irgendwie skurril aus. Weder gibt es eine Schrittfolge noch sind ihre Bewegungen synchron. Jede Frau scheint ihren eigen inneren Impulsen zu folgen. Die Bewegungen wirken exzentrisch, ausdrucksstark, manche Gesten sind poetisch andere martialisch. Vielleicht handelt es sich ja um eine Art Tanztheater, denke ich. Eine Frau im türkisfarbenen Outfit schleicht sich wie ein Panther auf leisen Sohlen heran. Die Schultern leicht nach vorn gebeugt, die Finger gespreizt, scheint sie bereit zum Sprung zu sein. Auch wenn nicht alle Bewegungen ästhetisch sind, eines ist klar: diese nicht alltäglichen Bewegungen erfordern Koordinationsvermögen, Konzentration und Selbstgefühl. Das, was die fünf Frauen dort oben auf dem Tanzboden zeigen und betreiben, ist ein Training nach der Grinberg-Methode. „Movement unknown“ oder „Stopping Movement“ heißen die Kurse, zu Deutsch „Unbekannte oder gestoppte Bewegungen“. Angebote gibt es bislang in Berlin, Hamburg, Köln und Essen.

Das Hamburger Stadtfest Altonale ist für Trainerin Christine Gundlach eine gute Gelegenheit, einigen Menschen dieses sehr spezielle Körpertraining nahe zu bringen. Am Ende der Aufführung fordert die 41-Jährige die Zuschauer zum Mitmachen auf. Doch viele zögern und wissen nicht, was sie tun sollen. Offenbar ist es ist gar nicht so einfach, sich anders als wie gewohnt zu bewegen.

Raus aus dem alten Storyboard

Der Israeli Avi Grinberg, der Erfinder des Körpertrainings „Movement unknown“ hatte sich früh für den menschlichen Bewegungsapparat interessiert. Seit seinem 16ten Lebensjahr hatte er sich intensiv mit Zen-Meditation, östlicher Kampfkunst und den verschiedensten Massagetechniken beschäftigt. Nachdem er als Sanitäter in der israelischen Armee tätig war, arbeitete er als Heiler weiter. Offenbar hatte er ein intuitives Gespür, wie man Schmerzen und Beschwerden lindern konnte. Doch er machte immer dieselbe frustrierende Erfahrung: Nur wenige Monate nach der Behandlung kehrten seine Klienten zu ihm zurück. Meist hatten sich deren Beschwerden und Symptome sogar verschlimmert. Seiner Ansicht nach, konnte es dafür nur einen Grund geben: Sie hatten sich einfach wieder genauso stereotyp wie zuvor bewegt und verhalten: bei Stress immer auf die gleiche ermüdende Art und Weise reagiert, wie fixiert am Schreibtisch gesessen und in derselben eigentlich unentspannten Position geschlafen. „Der Körper hängt wie in einem alten Storyboard drin und kann da nicht raus“, erklärt Trainerin Christine Gundlach. Aufgrund der sich wiederholenden Bewegungs- und Verhaltensmuster kommt es deshalb auch immer wieder zu einem Ungleichgewicht im Körper, das auch chronische Schmerzen verursachen kann. Avi Grinberg wurde klar, dass sich der Gesundheitszustand seiner Klienten nur dauerhaft bessern konnte, wenn sie ihre Bewegungsgewohnheiten veränderten und durchbrachen. (….)

Zarte Stiche mit großer Wirkung

Längst ist die Akupunktur als wirksame Therapie bei Schmerz-Erkrankungen anerkannt. Doch mit gezielten Nadelstichen rücken Ärzte noch vielen weiteren Beschwerden zu Leibe.

Ablenkung kann helfen. „Bitte kurz einmal husten“, fordert Dr. med. Yimin Li ihre Patientin Anne auf, bevor sie zielsicher eine lange hauchdünne Nadel auf einen Akupunkturpunkt platziert. „Merken Sie etwas?“, fragt sie,  während sie die Nadel dreht. „Ja, ein leichtes Brennen“, bestätigt Anne. Dr. Li nickt zufrieden. Auf deren Feedback ist sie angewiesen. Erst an den jeweiligen Reaktionen ihrer Patientin kann die Ärztin erkennen, ob die Lebensenergie, im Chinesischen Qi genannt, am Akupunkturpunkt ankommt. „Manche spüren auch ein Kribbeln oder einen leichten Schlag“, erklärt Dr. Li, die nach ihrem Medizinstudium an der chinesischen Hannan Universität noch eine einjährige Fortbildung in Chinesischer Medizin absolvierte.

Ihre Patientin Anne leidet an einer funktionellen Bewegungsstörung aufgrund chronischer Muskelverspannungen. Physiotherapeuten und Osteopathen konnten ihr bislang kaum helfen. Von der Akupunktur erhofft sie sich nun echte Besserung. Ursache sei ein Stau im Leber- und Gallenmeridian, wiederum Folge einer Yin Schwäche, so das Ergebnis Dr. Lis  Zungen- und Pulsdiagnose. Innerhalb weniger Minuten hat die Ärztin neun Nadeln eingebracht, viele davon auf dem Gallenmeridian, denn über diese Leitbahn kann man besonders gut auf Störungen des Bewegungsapparates einwirken. 20 bis 30 Minuten lang werden die Nadeln die Akupunktur-punkte nun stimulieren. Die Patientin ist voll entspannt. Sind die Nadeln erst einmal gesetzt, spürt diese nur noch deren Reizimpulse.

Die Lehre der Chinesischen Medizin und ihre Diagnostik

Die Akupunktur ist neben der Chinesischen Kräuterheilkunde, der Tuina Massage und der Bewegungslehre Qi Gong eine wichtige Behandlungsmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin, kurz TCM genannt. Diese mehr als 2000 Jahre alte Erfahrungsmedizin geht davon aus, dass die beiden Kräfte Yin und Yang im menschlichen Körper im Gleichgewicht bleiben müssen, damit der Mensch gesund bleibt. Krankheit ist demnach immer eine Folge einer Yin- und Yang-Störung. Um zu erkennen, wo die Störung genau liegt, orientiert sich diese ganzheitliche Lehre an einem System von 14 Leitbahnen im Körper, sogenannten Meridianen, auf denen sich rund 700 Akupunkturpunkte befinden. Rund 400 davon sind für den Akupunkteur mit Nadeln gut erreichbar. „Durch das Setzen der Nadeln entlang dieser Leitbahnen werden bestimmte Punkte auf der Haut und das darunter liegende Gewebe stimuliert. So können das vegetative Nerven-system und damit die Körperregulation positiv beeinflusst werden“, erklärt Dr. med. Sven Schröder, Neurologe und Arzt der Chinesischen Medizin. Ziel des behandelnden Mediziners ist es, dabei die Energie so umzuverteilen, dass sie wieder gleichmäßig fließt. Dafür muss der Therapeut nicht nur genau wissen, wohin er die Nadel setzt, sondern auch wie er sie setzt. „Bei der Nadelung werden viele verschiedene Techniken eingesetzt, sie kann stimulierend oder sedierend, also beruhigend sein“, erläutert Petra Noll, Heilpraktikerin der Chinesischen Medizin. So kann der Akupunkteur beispielsweise durch Drehen der Nadel gegen oder im Uhrzeigersinn den Energiefluss entweder stimulieren oder aber beruhigen. Auch durch das Heben und Senken oder Kratzen am Akupunkturwedel kann er den Akupunkturpunkt unterschiedlich stark stimulieren. Dabei wird die Nadel unterschiedlich tief gesetzt. „Wenn ich beispielsweise den Ischias behandeln will, muss ich längere Nadeln nehmen“, weiß Heil-praktikerin Petra Noll. „An bestimmten Punkten hingegen, beispielsweise am Rücken, darf ich niemals tief nadeln, da ich die Lungen treffen könnte“, so Noll.

Die Akupunktur lindert nachweislich bei Schmerzen

Kaum ein alternatives Verfahren ist hierzulande so anerkannt wie die Akupunktur. Nicht zuletzt, weil seit 2007 die gesetzliche Krankenkasse bei chronischen Knie- und Rückenschmerzen die Kosten für eine Akupunkturbehandlung übernimmt. Das war die Folge der bundesweit durchgeführten GERAC–Studien (German Acupuncture Trials), die weltweit größte Untersuchung zur Wirksamkeit dieses Verfahrens, bei der die Akupunkturtherapie mit der medikamentösen Standardbehandlung verglichen wurde. 500 niedergelassene Ärzte behandelten 3500 Patienten, die an chronischer Migräne oder Spannungskopfschmerz, Kreuzschmerz und Kniegelenksarthrose litten. Das positive Ergebnis der Studie: Bereits zehn bis 15 Akupunktursitzungen reduzierten die Beschwerdesymptomatik bei Migräne ähnlich wirksam wie die medikamentöse Therapie. Bei Knie- und Rückenschmerzen war der Effekt sogar noch stärker. Jedoch konnten die Studienleiter nicht nachweisen, dass das Nadeln an chinesischen Punkten wirksamer war als an falschen Stellen. Zudem warf man den Studienleitern vor, dass die Ergebnisse ungenau seien, da viele Patienten die Einnahme von Medikamenten nach kurzer Zeit bereits verweigert hätten und somit ein ordentlicher Vergleich gar nicht mehr möglich gewesen wäre. Dass Akupunktur durchaus helfen kann, belegte die 2012 veröffentlichte Metastudie vom New Yorker Memorial Sloan-Klettering Cancer Center, für die Wissenschaftler die Daten von 29 klinischen Studien mit rund 18.000 Patienten ausgewertet hatten, die unter chronischen Schmerzen am Rücken, in der Schulter, im Kniegelenk oder unter chronischen Kopfschmerzen litten. „Je nach Art der Schmerzen verringerten sich die Beschwerden bei den Akupunktur-Behandelten um bis zu 23 Prozent gegenüber Patienten, die nur scheinakupunktiert wurden“, so das Ergebnis der Studie. (…)

erschienen in: natürlich gesund und munter, Magazin für ganzheitliche Gesundheit, Naturheilkunde und Bewusstes leben

Vergesslichkeit: Nur etwas schusselig oder schon leicht dement?

Mann ärgert sich über seine mangelnde Merkfähigkeit.

Vergesslichkeit: Ursachen erkennen und behandeln

Jeden lässt mal das Gedächtnis in Stich. Ältere Menschen befürchten meist gleich eine Demenz. Vergesslichkeit kann jedoch viele Ursachen haben. Und die gute Nachricht: man kann Demenzerkrankungen auch vorbeugen.

Wie viel Vergesslichkeit ist eigentlich normal?

„Wo habe ich bloß das Auto geparkt?“ Oder „wo habe ich nur meine Brille hingelegt?“ Solche Gedächtnispannen sind jedem schon passiert. Und wem lag nicht schon mal ein Begriff auf der Zunge, aber das Wort wollte einfach nicht herauskommen. Fast jeder leidet mal unter Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche oder Störungen des Kurzzeitgedächtnisses. Von solchen geistigen Aussetzern lassen sich junge Menschen meist nicht beunruhigen.

Haben Menschen jedoch erst einmal die Lebensmitte überschritten, wird jede Schusseligkeit schnell als ein bedrohliches Anzeichen dafür gewertet, dass es mit dem Gehirn bereits bergab gehe. Viele Ältere sehen dann schon das Damoklesschwert „Demenz“ über ihrem Kopf schweben.

Arthrose natürlich lindern

Glaubt man der Schulmedizin, so sind Gelenkerkrankungen nicht heilbar. Dass es durchaus Grund zur Hoffnung gibt, davon sind hingegen viele Naturheilkundler überzeugt.

Mit der Diagnose „Arthrose“ kann eigentlich mehr oder minder jeder rechnen, der
über Fünfzig ist. Schließlich handelt es sich dabei um eine altersbedingte Abnutzungs-erscheinung, also eine degenerative Erkrankung. Dabei verringert sich nach und nach die Knorpelschicht im Gelenk, bis irgendwann Knochen auf Knochen reibt. Wenn der Knorpel nicht mehr ausreichend als Stoßdämpfer fungieren kann, gleiten die Gelenkflächen spürbar schlechter aufeinander. Bewegungen laufen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr reibungslos ab. Steifheit und akute aber auch Dauerschmerzen bei Belastung sind die Folge. Auch Schwellungen im angrenzenden Muskelgewebe treten häufig auf.

Später kann es im Gelenkbereich zu Verformungen und knotigen Veränderungen kommen. Und je weiter die Krankheit fortschreitet, desto größer sind meist auch die Schmerzen.

Im Prinzip kann jedes Gelenk durch Abnutzung spröde werden und damit seine Beweglichkeit verlieren. Am häufigsten sind jedoch die Gelenke betroffen, die am stärksten belastet sind, also vor allem Hüft- oder Kniegelenke. Gelenkerkrankungen können ihre Ursache beispielsweise in einer Überbelastung oder mechanischen Fehlstellung, wie dies bei O- oder X-Beinen der Fall ist, haben. Aber auch Verletzungen können dafür verantwortlich sein. So kann sich beispielsweise
nach einer Meniskusoperation der Knorpel im Kniegelenk schneller abnutzen, wenn das Kniegelenk danach deutlich mehr beansprucht wird.

Doch weitaus häufiger spielen andere Faktoren bei der Entstehung einer Arthrose
eine Rolle. So erhöhen Bewegungsmangel, Übergewicht, schlechte Ernährung und Stress, eine angeborene Bindegewebsschwäche und eine genetische Veranlagung die Wahrscheinlichkeit, an Arthrose zu erkranken. Wissenschaftler konnten eine Reihe von Erbfaktoren identifizieren, welche den Stoffwechsel im Knorpelgewebe steuern und es anfällig für eine Arthrose machen.

Wie wirkungsvoll sind Injektionen?
Was kann man aber tun, um die Krankheit aufzuhalten oder gar zu heilen? Eigentlich nichts, meinen die meisten Schulmediziner. Fast alle sind überzeugt, dass eine Arthrose nicht heilbar ist, da man sie nicht rückgängig machen kann. Schmerzen behandelt man mit Kortison und sogenannten „Nichtsteroidale Antirheumatika“. Sie unterdrücken zwar die Produktion von körpereigenen Schmerz- und Entzündungsstoffen, sind aber wegen ihrer Nebenwirkungen recht umstritten. Patienten mit Herz- oder Nierenproblemen dürfen sie nicht einnehmen.

Um die Beweglichkeit zu erhalten und somit eine Versteifung der Gelenke zu verhindern, sind passive Therapien wie Massage, Wärme- oder Kältebehandlung sowie Elektro- und Ergotherapie können helfen. Aber zu oft machen Betroffene die Erfahrung, dass sie um solche Verschreibungen regelrecht kämpfen müssen. Im späteren Verlauf der Erkrankung gibt es dann meist nur eine Lösung: Ein künstliches Gelenk muss implantiert werden. Bis dahin versuchen einige Orthopäden mit Injektionen aus Hyaluron oder Kortikoiden, die Knorpelschicht künstlich aufzufüllen. Mit geringem Erfolg. Spritzen sind auf längere Sicht meist wirkungslos, wie eine Untersuchung zeigt (…)