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Homöopathie für die Seele

Angst- und Schlafstörungen oder Depressionen: die Homöopathie hilft nicht nur bei körperlichen, sondern auch bei vielen seelischen Beschwerden.

Die Samen der Ignatiusbohne enthalten die bekannte Substanz Strychnin. Jeder weiß, dass sie hochgiftig ist. Doch das darin enthaltene starke Nervengift ist auch ein Heilmittel, das verdünnt und homöopathisch aufbereitet bei Magen- und Darmschmerzen, Krämpfen, Leberbeschwerden und Vergiftungen eine lindernde Wirkung zeigt. Die homöopathische Arznei wirkt aber nicht nur körperlich, sondern ganzheitlich. Ignatia zeigt seine besten Eigenschaften bei seelischen Beschwerden wie nervöser Gereiztheit, Weinerlichkeit und depressiver Verstimmung. „Es ist ein gutes Kummermittel und hilft bei Verlust und Trennungsschmerz“, weiß die auf Homöopathie spezialisierte Heilpraktikerin Jenny Hertz aus praktischer Erfahrung.

Homöopathie – Gleiches mit Gleichem heilen

Über tausend verschiedene homöopathische Arzneien gibt es heute – hergestellt aus Mineralien, Pflanzen, Tieren und Tierprodukten. Jeder dieser Stoffe ruft bei einem gesunden Menschen eine ganz bestimmte Kombination von Symptomen hervor. Und für genau dieses Beschwerdebild eignet sich die Substanz auch als Arzneimittel. Davon war der Arzt Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie überzeugt. Er stellte Ende des 18. Jahrhunderts den medizinischen Grundsatz auf, dass man Gleiches sehr gut mit Gleichem heilen kann. Dabei geht die Heilkunst von folgender These aus: Je stärker der Ausgangsstoff verdünnt und desto öfter er verarbeitet wurde, umso stärker sind dessen Impulse und somit dessen Wirkungen. Deshalb sollen die kleinen weißen Globuli, wirken, obwohl sie praktisch nur aus Milchzucker bestehen. „Das Mittel ist sehr energiereich, da es bei jedem Verarbeitungsschritt energetisch immer mehr geladen wird“, erklärt die Hamburger Heilpraktikerin Jenny Hertz. Vor allem in der Behandlung psychischer Probleme und Beschwerden sieht sie eine große Stärke dieser alternativen Heilkunst. „Im Gegensatz zur Therapie mit Heilpflanzen ist das Einsatzgebiet der Homöopathie besonders bei psychischen Leiden viel breiter“, so Jenny Hertz. Selbst bei Ängsten und Zwängen haben Homöopathen gute Erfahrungen mit den verdünnten hochpotenten Substanzen gemacht. Der indische Psychiater Mahesh Ghandi weist darauf hin, dass das richtige homöopathische Mittel nicht nur bei einfachen psychischen Störungen, sondern sogar bei schweren psychotischen Krisen helfen kann. „Es stärkt das Ich und hilft zwischen den strengen moralischen Forderungen des Über-Ichs und den eigenen Wünschen zu vermitteln“.

Wie finde ich die richtige homöopathische Arznei für mich?

In der klassischen Homöopathie geht man davon aus, dass jeder Patient auf ganz spezifische und einzigartige Weise erkrankt und dieses Leiden auch auf ganz unterschiedliche Weise durchlebt. Die große Aufgabe, die es für den Homöopathen zu meistern gilt, ist die zum jeweiligen Patienten und seinen Beschwerden passende Arznei zu finden. Der homöopathische Behandler muss deshalb einen guten Zugang zur Persönlichkeit des jeweiligen Patienten finden. Daher ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt oder Heilpraktiker in der Anamnese, dem Erstgespräch, viel über die Lebensumstände des Patienten, seine Einstellungen und sein inneres Erleben erfährt. Die Anamnese erinnert  in mancher Hinsicht an ein psychotherapeutisches Gespräch. „Die ganzheitliche Heilung erreicht man am ehesten mit einem Mittel, das die Psyche in ihrer Komplexität voll erfasst“, erklärt Hertz. Die Entscheidung für ein Mittel trifft die Stuttgarter Ärztin Claudia de Laporte beispielsweise auch danach „wie die Patienten gestrickt sind und sich im seelischen Gleichgewicht zu halten versuchen. Ziehen sie sich zurück, werden sie wütend, sind sie überaktiv oder weichen sie auf körperliche Beschwerden aus“. Durch gezieltes Fragen kann der Behandelnde nacheinander viele der möglichen Mittel ausschließen. Die Patienten geben dem Behandler aber auch unbewusst viele Hinweise. Der argentinische Arzt Carlos N. Campora achtet sehr darauf, wie sich der Patient in seiner Praxis verhält, wie seine Gesten sind und seine Haltung, all dies ist sehr hilfreich bei der Suche nach dem richtigen Mittel. Hat er dieses gefunden, verabreicht er die Arznei meist in einer Hochpotenz, beispielsweise in der Dosierung C 200. Das Mittel muss der Patient ein- oder gelegentlich zweimal im Abstand von vier bis sechs Wochen einnehmen. Wichtig zu wissen: „Die Wirkung einer hochpotenten homöopathischen Arznei stellt sich nicht sofort ein, sondern erst nach längerer Zeit. Nach vier Wochen sollte eine spürbare Wirkung und Besserung der Symptome eintreten“, so die Homöopathie-Expertin Jenny Hertz. Doch nicht immer kann man so lange warten. Um die Psyche des Patienten schneller zu stabilisieren, verordnen homöopathische Ärzte begleitend zu den Globuli auch konventionelle Medikamente. Bei schweren Depressionen und Suizidgedanken ist es in jedem Fall notwendig, dass der Betroffene einen ausgebildeten Mediziner konsultiert.

Homöopathie für die Seele: Welche Heilmittel tatsächlich helfen

Da es selbst für Ärzte nicht so einfach ist das richtige Mittel zu finden, raten die meisten Vertreter der klassischen Homöopathie von einer Selbstbehandlung ab. Doch diese Sicht scheint der Heilpraktikerin Jenny Hertz zu dogmatisch. „Es gibt auch einige Mittel, die unabhängig von der jeweiligen Konstitution und Verfassung, bei den meisten Menschen ihre Wirkung entfalten“, sagt sie. Häufig verordnet sie neben Ignatia bei leichten seelischen Störungen auch die Mittel Natrium muraticum oder Aurum metallicum. Natrium muraticum ist für Menschen geeignet, die allzu lange Probleme unterdrückt und verdrängt haben und bei denen der Kummer chronisch geworden ist. „Schon als Kinder haben Betroffene bereits den Eindruck erhalten, dass sie ihre Gefühle nicht ausdrücken und ihre seelischen Nöte nicht zeigen dürfen. Diese Arznei kann sie darin unterstützen, lang verdrängtes seelisches Leid anzuschauen und besser zu bewältigen“, erklärt Jenny Hertz. Aurum metallicum hingegen wird sehr häufig bei Depressionen eingesetzt (…)

 

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