Gesundheit, Reportage
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Biss aufs Blut

Ausleitende Verfahren wie Aderlass, Blutegel und Schröpfen erleben derzeit eine Renaissance. Nicht zu Unrecht, denn mit diesen lange Zeit als antiquiert geltenden Methoden kann man auch heutzutage gute Behandlungserfolge erzielen

 

 

Die mit Abstand intensivste Ausleitungsmethode ist die Therapie mit dem Blutegel. Die Hamburger Heilpraktikerin Gesiene Federwitz behandelt fast jede Woche Patienten mit diesem besonderen Wurm namens Hirudo verbana oder medicinalis, wie der Blutegel in der lateinischen Fachsprache der Zoologen heißt. Vor allem im Frühjahr und im Herbst habe sie gut mit den kleinen Saugern zu tun. Vier bis maximal zehn Schmarotzer kommen bei jeder Behandlung zum Einsatz. Nachdem sie brav ihre Dienste verrichtet haben, müssen sie entsorgt werden. Schließlich fallen Gesetz. Die 51-jährige Therapeutin bedauert das. „Es sind überaus nützliche Tierchen, sie haben sogar eine ausgesprochen schöne gemaserte Haut“, sagt sie. Bei genauerer Betrachtung könnte man ihr sogar zustimmen.

 

 

Blutegel – eine intensive Behandlungsform

Doch viele Menschen haben immer noch große Vorbehalte und Vorurteile gegenüber den poussierlichen Tierchen. Dabei sind die Behandlungserfolge oft verblüffend. Gelegentlich tritt bereits nach einer Sitzung eine enorme Linderung der Beschwerden ein. So hatte Federwitz unlängst einen Geschäftsmann behandelt, der unter einem Tennisarm litt. Nachdem sie drei Sauger angesetzt hatte, waren die Beschwerden nach einer Woche vollständig abgeklungen. Auch wissenschaftlich ist die Wirksamkeit längst belegt. Vor allem bei Arthrose und rheumatischen Beschwerden kann diese Therapie für eine schnelle Linderung sorgen. Auch zur Behandlung von Krampfadern, Besenreisern und Unterschenkelgeschwüren werden die Schmarotzer verwendet. Vielfach werden sie bei Mittelohrentzündungen und Tinnitus eingesetzt. Auch die Schulmedizin schätzt sie durchaus als probates Mittel. Selbst in der Berliner Charité werden sie genutzt. Gar nicht so selten auch in der plastischen Chirurgie nach der Operation zum Entstauen des Gewebes, da sie ein besseres Anwachsen transplantierter Haut und eine bessere Wundheilung ermöglichen. Und vor der Erfindung moderner Medikamente wie „Heparin“ und „Marcumar“ waren Egel ein klassisches Thrombose und Embolie-Therapeutikum und wurden an allen namhaften Kliniken Europas verwendet.

 

Seinen Siegszug trat der Egel nämlich erst an, nachdem man Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Schlund eine blutgerinnungshemmende Substanz entdeckt hatte.

 

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